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Die Leistungsträgerinnen und Leistungsträger von morgen

Wie du sie erkennst und langfristig binden kannst

In Teil 1 unserer Blogreihe „Handwerk als Chance für alle“ ging es um Auszubildende mit Unterstützungsbedarf – junge Menschen, die mit dem richtigen Rahmen ihr Potenzial im Handwerk entfalten können. In diesem Blogbeitrag blicken wir auf das „andere Ende des Spektrums“: Auf die besonders engagierten und leistungsstarken Azubis. Sie sind oft die künftigen Fachkräfte, Meisterinnen und Meister oder sogar Unternehmensnachfolgerinnen oder -nachfolger. Doch gerade sie sind es auch, die häufig weiterziehen – in Großbetriebe, zur Meisterschule oder in ein Studium.  

Wie also gelingt es, diese Talente im eigenen Betrieb zu halten und gezielt zu fördern?

Drei bewährte Ansätze

1. Leistung erkennen, anerkennen und fördern

Motivierte Azubis zeigen oft schon früh Eigeninitiative, denken mit, schauen auch mal nach links und rechts und bringen Ideen ein. Hier ist es entscheidend, dass dieses Verhalten als Stärke wahrgenommen und im Betrieb auch gesehen und wertgeschätzt wird – denn eine Selbstverständlichkeit ist es nicht. Wird dieses Engagement früh erkannt und positiv zurückgespiegelt, stärkt das das Vertrauen der Azubis in ihre eigenen Fähigkeiten und motiviert sie, weiter Verantwortung in Deinem Betrieb zu übernehmen. Was Du hier tun kannst? Kleine Gesten im Arbeitsalltag – z. B.: 

Feedback

Du nimmst die Leistung und die dahinterstehende Motivation und das Engagement Deines Azubis wahr – und spiegelst zurück, was Du siehst! Möglichst konkret und ehrlich, das geht zwischen Tür und Angel, die Hauptsache ist: bitte nicht nur beim Zwischengespräch, sondern direkt im Arbeitsalltag. Noch mehr Beispiele findest Du in unserem Beitrag zur Wertschätzung im Handwerksbetrieb. 

Wertschätzung

Verantwortung

Ein Teilprojekt leiten, ein Kundengespräch führen, ein neues Werkzeug testen oder eine kleine Baustelle eigenständig vorbereiten: Das stärkt Vertrauen und das Selbstvertrauen. Das zahlt ein auf die Zufriedenheit während der Ausbildung – und wir wissen, dass die Zufriedenheit darüber entscheidet, im Betrieb zu bleiben oder nach der Ausbildung zu gehen.  In unserem Blogbeitrag findest du mehr Infos.

Was wollen Azubis wirklich?

Entwicklung

Motivierte und leistungsstarke Azubis brauchen eine Führung, die ihnen Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt, sie ernst nimmt und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Wer hier als Führungskraft bzw. als Ausbilder verlässlich, klar und fördernd auftritt, schafft Bindung und legt den Grundstein für langfristiges Engagement in Deinem Betrieb. Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, dann klicke Dich in unseren Blogbeitrag:

Führungsverhalten

Wer spürt, dass die eigene Leistung zählt, gesehen und anerkannt wird, bleibt oft länger, nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen im Betrieb.  

Das ist eine gute Grundlage – als weitere Möglichkeit ist es sinnvoll, starken Azubis Perspektiven aufzuzeigen. Das bindet nicht nur Talente, sondern sichert auch langfristig Know-how und Zukunft im eigenen Betrieb. Wie, das erfährst Du im nächsten Punkt. 

2. Weiterbildung ermöglichen

und als Betrieb aktiv mitgestalten 

Den Gesellenbrief in allen Ehren, aber wenn Azubis und junge Fachkräfte nach „mehr“ streben, solltest Du darüber nachdenken, Möglichkeiten der Weiterentwicklung zu eröffnen. Viele Azubis wissen gar nicht, welche Perspektiven ihnen offenstehen – und dass sie sich auch im Betrieb weiterentwickeln können, ohne gehen zu müssen. Und: Viele Azubis fühlen sich unsicher bezüglich der Entwicklungsmöglichkeiten und wünschen sich klare Perspektiven, was ihre berufliche Zukunft angeht. Wenn Du diese Menschen an den Betrieb binden willst, sind hier einige konkrete Wege: 

Meisterbrief fördern:

Ein Klassiker und mehr als nur ein Titel. Eine Meisterausbildung kann auch berufsbegleitend in Teilzeit durchlaufen werden und parallel zur Berufstätigkeit stattfinden. Die Teilzeit-Meisterausbildung dauert je nach Fachrichtung und Lehrgangsanbieter, meist zwischen 1,5 und 3,5 Jahren. Der Weg zum Meisterbrief eröffnet nicht nur fachliche Tiefe, sondern auch Führungsverantwortung. Als Betrieb kannst Du diese Perspektive bieten und z. B. durch flexible Arbeitszeitgestaltung, finanzielle Unterstützung oder eine langfristige Perspektive nach der Meisterschule unterstützen. 

Weiterbildung „Geprüfter Betriebswirt (HwO)“ ansprechen:

Eine beliebte Fortbildung, die auf der Meisterprüfung aufbaut, ist der Geprüfte Betriebswirt nach der Handwerksordnung (HwO)“: Es ist die höchste kaufmännische Weiterbildung im Handwerk und wird mit einem Master-Abschluss gleichgestellt (auf DQR 7-Niveau). Die Fortbildung vermittelt betriebswirtschaftliche und methodische Fachkompetenz. Hier wird für die strategische Planung und operative Steuerung von Betrieben qualifiziert. Damit bereitet die Weiterbildung z. B. auf die Übernahme von Führungsaufgaben oder auch auf die Unternehmensübernahme vor. Der Kurs ist auch berufsbegleitend in Teilzeit möglich. Weitere Infos findest Du hier. Auch hier kannst Du als Betrieb durch flexible Arbeitszeitgestaltung, finanzielle Unterstützung oder eine langfristige Perspektive nach der Meisterschule unterstützen. 

Fachliche Spezialisierungen anbieten:

Wir wissen aus der Forschung: Viele junge Menschen suchen weniger einen hierarchischen Aufstieg, sondern eher eine horizontal verlaufende Fachlaufbahn. Hier kann man sich auf ein Themengebiet im Betrieb weiter spezialisieren, sei es Energieeffizienz, Smart Home, nachhaltiges Bauen oder digitale Planung. Bildungsträger im Handwerk, Kreishandwerkerschaften oder Handwerkskammern bieten Weiterbildungen für Handwerkerinnen und Handwerker an, die Du im Betrieb kommunizieren kannst.  

Weiterbildung im Betrieb sichtbar machen:

Viele Talente wissen gar nicht, was im Betrieb möglich ist. In jedem noch so kleinen Betrieb gibt es Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Hier können z. B. eine Infowand, oder kurze Hinweise im Teammeeting helfen, Angebote bekannt zu machen.  

Azubis als Nachwuchs-Mentoren einsetzen:

Besonders engagierten Azubis kann man frühzeitig Verantwortung übergeben, z. B. indem jüngere Auszubildende an die Hand genommen werden. So festigen sie nicht nur ihr eigenes Wissen, sondern sehen sich als Vorbild und entwickeln Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Auch könnten sie als Botschafter für den Betrieb, z. B. in Schulen oder auf Berufsmessen auftreten und dabei praxisnah Einblicke in den Beruf geben. 

Damit das alles wirklich klappt, muss man einfach miteinander reden. Deshalb geht’s jetzt weiter mit unserem dritten Ansatz. 

3. Perspektiven schaffen und offen über die Zukunft sprechen

Gerade leistungsstarke Azubis machen sich Gedanken über ihren Weg: „Wohin kann es noch gehen?“, „Was bringt mir das Handwerk langfristig?“. Ein klarer Karrierepfad und eine Transparenz, was im Betrieb möglich ist, kann klare Perspektiven schaffen und motivieren. Hier einige Möglichkeiten: 

Wünsche, Ziele und Möglichkeiten besprechen

In regelmäßigen Gesprächen können neben dem Ausbildungsstand auch konkrete Wünsche und individuelle Ziele und Ideen erfragt werden.

Entwicklungspfade visualisieren

Ein klares Bild vor Augen schafft eine Visualisierung. Vom Azubi zur Facharbeiterin/zum Facharbeiter, zur Teamleiterin/zum Teamleiter, zur Meisterin/zum Meister oder zur Mitunternehmerin/zum Mitunternehmer – wenn klar ist, was möglich ist, entstehen Entwicklungspfade und die Motivation steigt.

Mitverantwortung anbieten

Das Übertragen verantwortungsvoller Aufgaben zeigt: Du bist wichtig und deine Arbeit zählt. Schau, was im Betrieb möglich und sinnvoll ist, z. B. die Beteiligung an Entscheidungen, bei der Materialbestellung, der Betreuung eines kleinen Kundenauftrags oder der Durchführung kleiner Einweisungen für neue Mitarbeitende/Azubis. So bekommen Azubis Verantwortung, die sie direkt im Arbeitsalltag umsetzen.

Fazit: Förderung von Talenten ist entscheidend für die langfristige Stabilität Deines Betriebs

Leistungsstarke Azubis sind keine Selbstverständlichkeit, sie sind ein Geschenk. Dass sie Deinem Betrieb erhalten bleiben, ist leider kein Selbstläufer und es braucht den ein oder anderen Impuls. Wir hoffen, mit diesem Beitrag Dir dazu ein paar Ideen geliefert zu haben.