Regionale Faktoren als Schlüssel für Arbeitgeberattraktivität im Handwerk auf dem Land
Der Fachkräftemangel trifft das Handwerk besonders stark und für Betriebe „auf dem Land“ scheint die Situation oft noch herausfordernder zu sein. Doch genau hier liegt auch eine große Chance: Handwerksbetriebe in ländlichen Regionen können mit gezielten Maßnahmen ihre Arbeitgeberattraktivität steigern. Der Standort und die Region prägen die Attraktivität eines Arbeitgebers maßgeblich – Betriebe, die ihre regionale Stärke ins Spiel bringen, verschaffen sich den entscheidenden Vorteil. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Handwerksbetriebe auf dem Land ihre regionale Stärke nutzen, Wege zur Arbeit erleichtern und sich als begehrte Arbeitgeber für Fachkräfte und Azubis positionieren können.
Warum die Region zählt
Die Region ist für viele Fachkräfte und Auszubildende ein entscheidender Faktor. Auf dem Land sind kurze Wege, Gemeinschaft und ein hoher Lebenswert zentrale Vorteile. Allerdings müssen Betriebe diese Vorzüge aktiv kommunizieren. Während Großstädte mit einer Vielfalt an Angeboten punkten können, stehen für Betriebe in ländlicheren Regionen Aspekte wie Überschaubarkeit, Natur, Nähe zur Familie und bezahlbarerer Wohnraum im Vordergrund. Arbeitgeber, die diesen regionalen Vorteil sichtbar machen, können sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren.
Das wissen wir aus der Forschung
Nachwuchs- und Fachkräfte im Handwerk entscheiden tatsächlich oft nach dem Standort eines Betriebs. Aus der Forschung wissen wir, dass besonders für Fachkräfte im Handwerk die Aspekte „geografische Nähe zum Wohnort“ und „gute Erreichbarkeit“ bei der Suche nach einem Arbeitgeber eine große Rolle spielen. Ganz konkret entscheidet die Nähe: Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz wird meist im Umkreis von max. 30 km vom Wohnort gesucht.
INFO
Das können Betriebe auf dem Land tun
Wer als Betrieb zeigt, dass Arbeit, Wohnen und Alltag auf dem Land gut zusammengehen, bindet Fachkräfte langfristig und wird als attraktiver Arbeitgeber sichtbar.
Diese drei Bereiche sind konkrete Maßnahmen für mehr Attraktivität, die Betriebe auf dem Land nutzen können, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern:
1. Mobilität erleichtern
2. Gesellschaftliche Funktion betonen
3. Sichtbarkeit in der Region erhöhen.
1. Mobilität
Gerade auf dem Land entscheidet die einfache Erreichbarkeit oft über die Wahl des Arbeitgebers und Betriebe, die die Wege zur Arbeit erleichtern, können ihre Attraktivität spürbar steigern. Hier schlagen wir einige konkrete Maßnahmen vor:
Firmenwagen zur privaten Nutzung anbieten
Azubis/Mitarbeitende mit Führerschein erhalten die Möglichkeit, einen Firmenwagen auch für private Fahrten zu nutzen. (Dies kann steuerlich abgerechnet werden, z. B. durch Anwendung der „1%-Regelung“ oder durch das Führen eines Fahrtenbuchs – hier erhältst du Tipps. Damit gibst du deinen Mitarbeitenden nicht nur ein zusätzliches Mobilitätsangebot, sondern sie sparen auch Kosten und Zeit, was ein klarer Vorteil gerade für Pendler/innen auf dem Land darstellt.
Fahrgemeinschaften organisieren
Damit kannst du Mitarbeitende aus benachbarten Orten abholen, z. B. durch feste „Fahrpläne“ bzw. “Abholzeiten“ oder eine interne Mitfahrbörse.
Kooperation mehrerer Betriebe
Zwei oder mehr Handwerksbetriebe in einer Region organisieren gemeinsam Pendelrouten für Azubis/Mitarbeitende, die in entlegenen Orten wohnen.
Flexible Arbeitszeiten ermöglichen
Wo es machbar ist, kann ein etwas späterer Arbeitsbeginn bzw. ein etwas späteres Ausrücken der Kolonne für mit ÖPNV-Pendler/innen im Betrieb sehr hilfreich sein.
Fahrrad-Leasing oder E-Bikes anbieten
Damit gibst du Mitarbeitenden die Möglichkeit, Fahrräder oder E-Bikes über den Betrieb zu leasen. Gerade für kurze Distanzen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz bietet das eine umweltfreundliche und kostensparende Alternative zum Auto.
Verbindungen und Angebote bei ÖPNV-Anbietern prüfen
Du kannst prüfen, welche Bus- oder Bahnverbindungen Mitarbeitende nutzen können, ggf. in Kombination mit einem „Abholservice“ (siehe Punkt „Fahrgemeinschaften“). Das macht den Betrieb besonders für Azubis oder Fachkräfte ohne eigenes Auto deutlich attraktiver. Diese hilfreichen Infos für potenzielle Bewerber/innen könntest du z. B. auch auf deine Karriere-Seite einstellen.
2. Gesellschaftliche Funktion als Arbeitgeber auf dem Land betonen
Mit deinem Handwerksbetrieb auf dem Land bist du mehr als ein reiner Arbeitgeber – vielmehr ist der Betrieb oft ein zentraler Akteur im Dorfleben. Betriebe im ländlichen Raum tragen oft durch soziales Engagement z. B. in Vereinen, der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen und regionaler Vernetzung wesentlich zum sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt bei. Hier schlagen wir einige konkrete Maßnahmen vor:
Engagement in Vereinen und Initiativen
Aktiv auf regionalen Veranstaltungen, in Sport- oder Kulturvereinen mitwirken, Mitgliedschaften übernehmen oder Azubis und Mitarbeitende unterstützen, die ehrenamtliche Aufgaben übernehmen.
Sichtbarkeit durch Sponsoring
Die Klassiker, um Verbundenheit zu zeigen und das eigene Arbeitgeberimage zu stärken: Trikots von Jugendmannschaften, Präsenz auf Dorffesten oder lokale Kulturveranstaltungen unterstützen. Damit lassen sich oft „nebenbei“ auch Neukunden akquirieren.
Partnerschaften mit Betrieben in der Region
Zusammenarbeit mit anderen Betrieben oder Kommunen, um regionale Wertschöpfung zu sichern und gemeinsam Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten.
3. Sichtbarkeit in der Region erhöhen
Wenn du mit deinem Betrieb in der Region sichtbar bist, bleibst du nicht nur im Gedächtnis von Kunden, sondern auch bei potenziellen Fachkräften und Azubis (oder deren Eltern), die Wert auf einen Arbeitgeber mit lokalem Bezug legen. Hier schlagen wir einige konkrete Maßnahmen vor:
Kooperationen mit Schulen und Bildungseinrichtungen
Zum Beispiel Werkstattführungen, Praktika oder Exkursionen (z. B. für das Fach Mathematik, etwa beim Thema Flächenberechnung) anbieten, um den Beruf greifbar zu machen und frühzeitig junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Hier unser Blogbeitrag mit weiteren Infos dazu.
Social Media mit Regionalbezug
Damit zeigst du das Gesamtpaket „Leben und Arbeiten auf dem Land“: Du kannst mit deinem Betrieb auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder LinkedIn Inhalte teilen, die zeigen, wie Arbeit im Betrieb und Leben auf dem Land harmonieren, z. B. mit:
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- Beiträgen über abgeschlossene Projekte in der Region
- Mitarbeitervorstellungen
- Der Vorstellung des ehrenamtlichen Engagements von Mitarbeitenden
- Einblicke in Aktionen in Vereinen bei lokalen Veranstaltungen
Teilnahme an regionalen Netzwerken
Mit deiner Präsenz z. B. bei Wirtschaftskreisen, auf Gewerbeschauen oder in Arbeitskreisen signalisieren, dass dein Betrieb den ländlichen Raum mitgestaltet und eine wichtige Funktion als Arbeitgeber in der Region wahrnimmst.
Fazit
Handwerksbetriebe auf dem Land sind mehr als Arbeitgeber – sie sind Stabilitätsanker ihrer Region. Attraktiv werden sie dann, wenn sie nicht nur lautstark ‚klappern‘, sondern zuhören, austauschen und die Bedürfnisse von Mitarbeitenden ernst nehmen. Wer Erreichbarkeit erleichtert, Pendlerinnen und Pendler unterstützt und regionale Stärken sichtbar macht, zeigt: Hier kann man nicht nur gut arbeiten, sondern auch gut leben.
Quelle: Institut für Betriebsführung im DHI e. V.

