Skip to main content

In Teil 1 unserer Reihe haben wir erklärt, was die 4-Tage-Woche ist und welche Chancen und Hindernisse sie für Betriebe mit sich bringt. In Teil 2 schauen wir uns die Rahmenbedingungen und die Umsetzbarkeit genauer an.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Voraussetzungen für eine solche Änderung hängen von dem gewählten Modell und dem Einzelfall ab. Nach § 3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) kann die tägliche Arbeitszeit auf bis zu 10 Stunden pro Werktag ausgeweitet werden, sofern innerhalb eines Ausgleichszeitraums von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden pro Tag nicht überschritten werden.

Das Arbeitszeitgesetz bietet viele Optionen für flexible Arbeitszeitregelungen. Jedoch müssen dabei auch tarifvertragliche Sonderregelungen berücksichtigt werden, die abweichende Bestimmungen enthalten können.

Dabei gelten für bestimmte Personengruppen strengere Arbeitszeitgrenzen, beispielsweise dürfen Jugendliche maximal acht Stunden pro Tag (40 Stunden pro Woche) beschäftigt werden.

Weiter zu beachten ist: Da die 10 Stunden pro Tag – abgesehen von tariflichen Ausnahmen – als gesetzliche Höchstgrenze festgelegt sind, dürfen an solchen Arbeitstagen keine zusätzlichen Überstunden geleistet werden. Bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden, verteilt auf vier Tage, wäre Mehrarbeit daher nur an einem weiteren Tag möglich, um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten.

Auch der Arbeitsschutz spielt hier eine Rolle, denn 10-Stunden-Tage könnten dauerhaft die Belastung erhöhen und das Unfallrisiko steigern. Zusammenfassend ist es entscheidend, dass der Betrieb die Arbeitszeitregelungen sorgfältig und unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der gesundheitlichen und sicherheitsrelevanten Aspekte gestaltet, um sowohl die Produktivität zu fördern als auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten zu schützen.

Wo anfangen?

Ob das neue Arbeitszeitmodell langfristig tragfähig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab – wie der Umsetzbarkeit im praktischen Betriebsalltags, den organisatorischen Anforderungen, der aktuellen Auftragslage, der Marktentwicklung oder auch der Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Kunden.

Hier sind einige Schritte für die Umsetzung:

1. Schritt: Bedarfsanalyse

Hier kann geprüft werden, ob die 4-Tage-Woche zu deinem Betrieb passt. Wie flexibel kannst du Kundinnen und Kunden bedienen? Wie wirkt sich das Modell auf die Produktivität aus? Welche Kosten entstehen?

2. Schritt: Einbindung der Mitarbeitenden

Es ist ratsam, eine Reduzierung der Arbeitstage in enger Abstimmung mit den Mitarbeitenden zu planen und Vereinbarungen klar und verbindlich zu dokumentieren. Besonders wichtig wird das, wenn die Anpassung der Arbeitstage mit einer Verkürzung der Arbeitszeit und einer entsprechenden Gehaltsanpassung einhergeht.

3. Schritt: Flexibilität bewahren

Ein einheitliches Modell, das „immer“ so gemacht wird, ist nicht immer der beste Weg. Vielleicht eignet sich die 4-Tage-Woche nur für bestimmte Bereiche. Oder als Option für die Beschäftigten, wobei es ihnen freigestellt wird, diese anzunehmen. So wird nicht jeder Mitarbeitende verpflichtet, die 4-Tage-Woche umzusetzen.

4. Schritt: Organisation

Mit einer besseren Organisation und Planung sowie klar definierten Prozessen können Arbeitszeiten effizienter genutzt werden. Hier kann auch der Einsatz von Technologie helfen, indem z. B. Arbeitsabläufe automatisiert, Ressourcen besser koordiniert oder Kommunikationswege optimiert werden, um die Belastung der Beschäftigten zu reduzieren und gleichzeitig die Produktivität zu steigern. Investitionen in diese Bereiche zahlen sich langfristig aus.

5. Schritt: Pilotieren

Es kann sinnvoll sein, das Ganze einfach auszuprobieren und mit einem Pilotprojekt zu starten und regelmäßig zu evaluieren, ob das Modell funktioniert. Denn am Ende zählt, dass es für den Betrieb passt und nicht zu Lasten der Qualität oder Kundenzufriedenheit geht.

Ist die 4-Tage-Woche die Zukunft?

Die 4-Tage-Woche ist eine spannende Möglichkeit, um Handwerksbetriebe für Mitarbeitende attraktiver zu machen und den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Es gibt viele Positivbeispiele dafür im Handwerk. Gleichzeitig erfordert sie eine sorgfältige Planung und Anpassung an die betrieblichen Gegebenheiten.

Quelle: Institut für Betriebsführung im DHI e. V.