Chance mit Herausforderungen
Weniger arbeiten und trotzdem die gleiche Leistung erbringen? Die Vier-Tage-Woche im Handwerk beweist vielerorts, dass das möglich ist. Sie kann die Motivation steigern und das Arbeitsklima verbessern sowie in vielen Fällen sogar zu einer höheren Produktivität führen.
Für Handwerksbetriebe kann das Konzept der 4-Tage-Woche eine Möglichkeit sein, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und gleichzeitig die Zufriedenheit der Belegschaft zu erhöhen. Doch eine 4-Tage-Woche ist keine Universallösung – gerade im Handwerk, wo vielerorts noch eine 6-Tage-Woche Alltag ist. Sie muss durchdacht und an die individuellen Gegebenheiten eines Betriebs angepasst werden.
In diesem Artikel beleuchten wir die Ausprägungen, Chancen und Hindernisse der 4-Tage-Woche. In Teil 2 wird es um Rahmenbedingungen und Umsetzungsschritte gehen.
Was bedeutet die 4-Tage-Woche konkret?
Das Konzept der 4-Tage-Woche kann auf verschiedene Arten im Betrieb umgesetzt werden:
Die Arbeitnehmer erbringen 100 Prozent ihrer Arbeitszeit in 80 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit an 4 Tagen.
Die Mitarbeitenden absolvieren 80 Prozent der bisherigen wöchentliche Arbeitszeit an 4 Tagen mit arbeitszeitanteilig reduzierem Entgelt.
Was sind Vorteile der 4-Tage-Woche?
Zugewinn an Attraktivität als Arbeitgeber
Im Wettbewerb um Fachkräfte kann die 4-Tage-Woche ein entscheidender Vorteil sein. Viele Beschäftigte schätzen ein besseres Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben (Work-Life-Balance) und sehen Vorteile, sich für einen solchen Betrieb als Arbeitgeber zu entscheiden.
Höhere Produktivität
Studien zeigen, dass kürzere Arbeitswochen die Produktivität steigern können. Mitarbeitende sind motivierter und arbeiten in den verbleibenden Tagen effizienter. Flexible Arbeitszeiten können sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende eine wertvolle Möglichkeit sein, sofern die Grenzen der Leistungsfähigkeit beachtet und ausreichende Erholungsphasen gewährleistet werden.
Höhere Motivation
Eine Vier-Tage-Woche bringt mehr Zeit für Erholung und persönliche Interessen, was die Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitenden steigert.
Stärkere Bindung der Belegschaft
Zufriedene Mitarbeitende bleiben länger im Betrieb und sind ihm eher nachhaltig verbunden, was die Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung neuen Personals senkt.
Diese Vorteile sind jedoch gebunden an eine betriebliche Gestaltung der 4-Tage-Woche. Hierbei können verschiedene Aspekte bei der Abwägung im Vorfeld hilfreich sind.
Aspekte zur Berücksichtigung
Kundenerwartungen und Arbeitszeit
Im Handwerk sind Termine oft eng getaktet, gleichzeitig erwarten Kundinnen und Kunden Flexibilität. Eine reduzierte Verfügbarkeit an Arbeitstagen könnte zu Engpässen führen.
Auftragslage
Gerade in kleineren Unternehmen könnten schnell finanzielle Engpässe entstehen, vor allem bei Nutzung des Modells „Vier Tage arbeiten bei reduzierter Wochenarbeitszeit und gleichbleibendem Gehalt“. Nicht jeder Betrieb kann es sich leisten, weniger Stunden für die gleiche Vergütung zu arbeiten.
Arbeitsorganisation
Um die 4-Tage-Woche erfolgreich umzusetzen, ist eine effiziente Planung notwendig. Arbeitsprozesse müssen ggf. reflektiert und optimiert werden, damit Qualität und Termintreue nicht leiden.
Teamstruktur
Wenn eines der Modelle der 4-Tage-Woche genutzt wird, das von einer längeren täglichen Arbeitszeit ausgeht: Nicht alle Mitarbeitenden kommen mit längeren Arbeitstagen zurecht. Vor allem körperlich anstrengende Tätigkeiten, wie sie im Handwerk häufig sind, können bei verlängerten Schichten belastend sein.
Quelle: Institut für Betriebsführung im DHI e. V.