Wie Handwerksbetriebe in der Stadt punkten können:

Standortfaktoren für Arbeitgeberattraktivität nutzen

Der Fachkräftemangel trifft das Handwerk deutschlandweit – in städtischen Regionen gibt es jedoch andere Herausforderungen und Chancen als auf dem Land. Im ersten Teil dieser Blogreihe haben wir betrachtet, welche regionalen Faktoren für Betriebe auf dem Land ein Schlüssel für mehr Arbeitgeberattraktivität sind. Nun schauen wir uns das Ganze für Betriebe mit Sitz in einer Stadt bzw. städtischen Gebieten an.

Handwerksbetriebe, die ihre Standortvorteile bewusst in Szene setzen, wandeln dies in einen echten Wettbewerbsvorteil um: Sie erhöhen ihre Arbeitgeberattraktivität, heben sich von der Konkurrenz ab und gewinnen gezielt die Aufmerksamkeit von Nachwuchs- und Fachkräften.

Warum die Stadt zählt

Städtische Regionen bieten Fachkräften oft eine hohe Lebensqualität durch Infrastruktur, öffentliche Verkehrsmittel, Freizeitangebote oder auch vielfältige Bildungsmöglichkeiten. Junge Talente und Fachkräfte finden in der Stadt nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern solch ein Gesamtpaket vor, dazu kurze Wege zur Arbeit und gute ÖPNV-Anbindungen. Und städtische Betriebe können leichter auf Bildungseinrichtungen, Fachschulen und Netzwerke zugreifen.

Bist du ein Betrieb in einer städtischen Region? Dann mach dir diese urbanen Vorteile zunutze!

Das wissen wir aus der Forschung

Studien zeigen, dass Nachwuchs- und Fachkräfte im Handwerk bei der Arbeitgeberwahl stark auf Erreichbarkeit und Entwicklungsperspektiven achten. Die Entscheidung fällt oft innerhalb eines Radius von maximal 30 km vom Wohnort. Im Handwerk ist es die Ausnahme, für einen Arbeitgeber den Wohnort zu wechseln oder gar bundesweit nach Stellen zu suchen – die meisten Fach- und auch Nachwuchskräfte orientieren sich klar am direkten Lebensumfeld. Gleichzeitig legen Arbeitnehmer/innen zunehmend Wert auf Weiterbildungsmöglichkeiten, was in städtischen Gebieten aufgrund der großen Auswahl an Anbietern besser erreichbar (im wahrsten Sinne des Wortes) ist.

Das können städtische Betriebe tun

Um als Arbeitgeber in der Stadt sichtbar und attraktiv zu sein, lohnt es sich, vor allem auf die Themen Mobilität und Sichtbarkeit zu setzen. Hier haben wir einige Empfehlungen:

1. Mobilität erleichtern

Gerade im Handwerk mit meist frühem Arbeitsbeginn ist Mobilität noch entscheidender:

Gute ÖPNV-Anbindung sicherstellen

Du kannst Bewerberinnen und Bewerber oder Praktikantinnen und Praktikanten über Bus- und Bahnverbindungen informieren.

Fahrrad-Leasing und E-Bikes

Du kannst Mitarbeitende auch nachhaltig unterstützen, z. B. mit Betriebs-Bikes, wenn sich kurze Wege in der Stadt gut mit Fahrrad oder E-Bike zurücklegen lassen – eine „grüne“ Zusatzleistung mit doppelter Wirkung.

Frühstart-freundliche Lösungen

Du kannst sicherstellen, dass dein Team, was ggf. um 7 Uhr zum Kunden ausrückt, zur passenden Uhrzeit Bus- oder Bahnverbindungen nutzen kann – ansonsten könnten Mitfahr-Lösungen gefunden (siehe nächster Punkt) oder über ein leicht späteres Ausrücken nachgedacht werden.

Fahrgemeinschaften fördern

Du kannst Teams bei der Organisation von Fahrgemeinschaften oder Mitfahrgelegenheiten unterstützen.

Parkmöglichkeiten in Betriebsnähe

Du kannst ein unkompliziertes Parken sicherstellen, z. B. durch gesicherte Stellplätze direkt am Betrieb.

Flexible Arbeitszeiten

Du kannst – wo möglich – flexible Arbeitszeiten, Gleitzeitmodelle einführen, um mögliche Stoßzeiten im Straßenverkehr zu umgehen.

Frühstück to go im Betrieb

Du kannst hier auf einen kleinen Bonus setzen, der viel bewirken kann: Wer vor Sonnenaufgang losfährt, freut sich über einen Kaffee oder ein kleines Frühstück im Betrieb, bevor es zur Baustelle geht.

Nähe zu Kunden und Projekten

Du kannst kurze Wege zu Baustellen und Einsatzorten, für städtische Betriebe leichter möglich, als Vorteil deines Standorts herausstellen.

Digitale Tourenplanung

Du kannst mit einer smarten Einsatzplanung, die die Anfahrtswege des Teams berücksichtigt, unnötige Fahrzeiten reduzieren (und die Arbeit im Betrieb insgesamt effizienter machen).

2. Sichtbarkeit erhöhen

Wird dein Betrieb im Alltag wahrgenommen, etwa auf dem Schulweg oder in der Nachbarschaft, steigert das automatisch die Aufmerksamkeit und Bekanntheit.

Social Media mit lokalem Bezug

Du kannst auf der Website des Betriebs oder auf Social Media abgeschlossene Projekte aus der Stadt, Vorstellungen von Mitarbeitenden oder Einblicke in den Betrieb zeigen.

Kooperationen mit Schulen und Bildungseinrichtungen

Du kannst die Sichtbarkeit deutlich erhöhen, wenn du mit Schulen zusammenarbeitest und z. B. Werkstatt- oder Baustellenführungen, Praktika oder Projektwochen für Schülerinnen und Schüler anbietest. Zudem wird dadurch der Beruf greifbarer – ein entscheidender Hebel, um Interesse für eine Beschäftigung/Ausbildung zu wecken.

Teilnahme an städtischen Netzwerken

Du kannst dich beteiligen bei Netzwerken, Wirtschaftskreisen, Veranstaltungen der Kreishandwerkerschaften, Handwerkskammern und städtischen Veranstaltungen – damit zeigst du Präsenz, kannst dein Netzwerk erweitern und es eignet sich, um als engagierter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.

Employer Branding vor Ort

Präsenz auf Messen, Stadtfesten oder lokalem Sponsoring sorgt für Aufmerksamkeit und ein positives Image.

Deinen Betrieb ins Blickfeld rücken

Du kannst deine Arbeitgebermarke in der Stadt stärken, indem du auf Wiedererkennungswert setzt – z. B. durch auffällige Fahrzeuge oder sichtbaren Baustellenbannern.

Fazit

Die Stadt als Stärke nutzen kannst du mit deinem Handwerksbetrieb in der Stadt und dadurch deine Attraktivität gezielt steigern. Wenn du Mobilität erleichterst, im Stadtbild sichtbar wirst und Weiterbildung und Karrierechancen sichtbar machst, kannst Du Fachkräfte und Azubis gewinnen und einen Beitrag leisten, dass dein Betrieb nicht nur ein Arbeitsplatz ist, sondern zu einem attraktiven Teil des städtischen Lebensraums wird.

Quelle: Institut für Betriebsführung im DHI e. V.

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